Die Europa-Abgeordnete Dr. Inge Gräßle (CDU) besucht Kaufmännische Schule Künzelsau

von | 26. November 2014

Einen spannenden Vormittag erlebten die Berufsschülerinnen und -schüler der Ausbildungsberufe Kaufmann/-frau für Büromanagement, Kaufmann/-frau im Groß- und Außenhandel sowie Industriekaufmann/-frau und Schülerinnen und Schüler der Berufsoberschule mit Frau Dr. Inge Gräßle. Seit zehn Jahren ist sie Mitglied des Europäischen Parlaments, vertritt seit 2007 die CDU/CSU-Gruppe als Parlamentarische Geschäftsführerin und wirkt als Sprecherin der EVP-Fraktion im Haushaltskontrollausschuss.

 Frau Gräßle legte der Schülerschaft zunächst eine wichtige Erfahrung ans Herz. In den schwierigen Einigungsprozessen der Parlamentarier aus 28 Mitgliedsländern spiele aufgrund der Sprachenvielfalt eine einheitliche Sprache zur Verständigung eine zentrale Rolle. Am häufigsten werde Englisch gesprochen. Deshalb appellierte sie an die Schülerinnen und Schüler: „Lernen Sie gut Englisch, das wird Sie im Berufsleben häufig begleiten.“ Sie seien die Generation, die später die deutsche Wirtschaft vorantreibe, vor allem weil sie aus einer so wirtschaftsstarken Mittelstandsregion kämen.

 Hautnah am politischen Geschehen in Straßburg und Brüssel beteiligt, vermittelte sie anschaulich wichtige Grundlagen der EU. Dabei betonte sie besonders die Bedeutung der vier Grundfreiheiten, nämlich die Freiheit von Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr sowie die Freizügigkeit für Menschen. Außerdem sei in vielen Bereichen die Angleichung der Rechte in der EU durchgesetzt worden. Aktuelles Beispiel und neuer Meilenstein des gemeinsamen Handelns sei die geplante Schaffung des Amts eines europäischen Staatsanwalts, der Verbrechen über die Ländergrenzen hinweg anklagen könne. Stärkere Bedeutung werde in nächster Zeit die EU- Außenpolitik bekommen, da nach langer Zeit, in der es gelungen sei den Frieden in Europa zu wahren, dieser an den Ostgrenzen wieder brüchig geworden sei.

 Im Weiteren ging sie auf ihre verschiedenen Tätigkeitsbereiche ein. Das EU-Parlament hat 41 Sitzungswochen, während der sie in Straßburg bzw. Brüssel präsent ist. Ihr Spezialgebiet in der parlamentarischen Arbeit ist der Haushaltskontrollausschuss, wo sie unter anderem prüft, ob im Finanz- und Haushaltsbereich europäisches Recht angewandt wird. Der weitere Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt im Wahlkreis, in dem sie ca. 1 Mio. Menschen betreut. Dies sei häufig nur am Wochenende möglich und die Zeit hierfür sei angesichts des riesigen Gebiets und der Komplexität des Themas EU eigentlich viel zu kurz.

 In der anschließenden Diskussion wurden von der Schülerschaft interessante und aktuelle Fragestellungen eingebracht. Es ging noch einmal um die Ukraine, einen Konflikt, den Frau Gräßle für sehr dramatisch hält, da dort zum ersten Mal seit dem 2. Weltkrieg die territoriale Integrität angegriffen worden sei und für den sie im Moment nicht sagen könne, wohin er führe. Wichtig sei in jedem Fall, die Gesprächsbasis mit den Konfliktparteien aufrecht zu erhalten. Weitere Fragen gab es zum Handelsabkommen TTIP und zu den Geldern, die Deutschland an europäische Krisenstaaten gezahlt habe. Hier betonte Frau Gräßle, dass alle Finanzhilfen auf Kreditbasis geflossen seien, die von den Staaten zurückgezahlt werden müssten.

 Auf die Frage, wie sie ihre Arbeit bewerte, antwortete sie, sie habe einen schönen Job, da er die Chance biete, Dinge zu gestalten. Diese Aussage verband sie mit dem Plädoyer sich dafür zu engagieren, dass unsere Lebensverhältnisse in Europa so bleiben wie sie jetzt sind und sich für die der Werte der EU einzusetzen. Sie schloss die Veranstaltung mit den Worten: „Man darf sich nicht darauf verlassen, dass andere es schon richten werden.“

Annemarie Braun