Vortrag zu „Außenwirtschaft, Zahlungsbilanz und Wechselkurse“ von Herrn Dr. Hirsch, Deutsche Bundesbank

von | 29. Februar 2016
Warum profitieren wir alle von einem internationalen Handel? Herr Dr. Jürgen Hirsch, Leiter der Bereiche Volkswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit in Baden-Württemberg aus der Filiale der Deutschen Bundesbank in Stuttgart, lieferte direkt zu Beginn seines Vortrags den Schülerinnen und Schülern der 2IWA1, 2IWA1, 2GWA1 und WO2 eine Antwort auf diese Frage. Jeder von uns kann durch Außenhandel seinen persönlichen Nutzen maximieren, indem er bestimmte Güter konsumieren kann, die es bei uns ohne den Warenhandel nicht geben würde, zum Beispiel Bananen oder Kokosnüsse, oder mittels aus dem Ausland importierter Produkte Erinnerungen an den letzten Urlaub aufleben lässt.  Zusätzlich erklärte Dr. Hirsch den Vorteil des steigenden Wettbewerbs bei offenen Handelsgrenzen. Wenn in einer autarken Wirtschaft in jedem der zirka 200 vorhandenen Länder auf der Welt jeweils ein Monopolist das jeweils gleiche Gut anbietet, treten diese Monopolisten durch einen internationalen Handel in Wettbewerb – ein Polypol entsteht. Dadurch sinken Preise und die Güterversorgung wird verbessert. 
Nachdem die Zuhörerinnen und Zuhörer die Wichtigkeit eines internationalen Güteraustausches und die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung erkannt haben, lenkte der Referent das Augenmerk auf das Verhältnis von Ex- und Importen im Rahmen der Leistungsbilanz. Dabei verglich er die Strategie des Exportweltmeisters Deutschland mit anderen Ländern, wie zum Beispiel den USA, die deutlich mehr Leistungen importieren als sie exportieren und somit einen Importüberschuss generieren. Dr. Hirsch machte deutlich, dass es hierbei keinen Königsweg gibt, sondern die Steuerung des Waren- und Devisenflusses letztlich von vielen Faktoren abhängig ist. Ebenfalls stellte er heraus, dass die USA eine ganz andere Ausgangsposition als Deutschland hat, da der US-Dollar die Weltwährung ist. Auf die Frage, ob nun die “sparsamen” Deutschen oder die konsumorientierten Amerikaner die bessere Langzeitstrategie besitzen, gibt es zwar keine eindeutige Antwort. Das Vorurteil, dass sich in Zeiten der Niedrigzinsen Sparen kaum noch lohne und wir unser Geld lieber direkt ausgeben sollen, konnte Herr Dr. Hirsch jedoch entkräften. Dr. Hirsch betonte, dass Sparen heutzutage nicht weniger sinnvoll sei  als früher, da die sinkenden Zinsen durch die sinkende Inflationsrate kompensiert werden. Wenn ich heute kaum noch Zinsen für mein angelegtes Geld erhalte, sich die Preise über die Jahre hinweg aber auch nicht erhöhen, entspricht dies einer ähnlichen Verzinsung wie noch vor 20 Jahren. Dort bekamen Sparer zwar höhere Zinsen, aber es herrschte auch eine höhere Preissteigerungsrate. 
Diese Einschätzung scheinen auch die deutschen Sparer zu teilen, da sich die Sparquote in den letzten 20 Jahren relativ stabil zwischen 9% und 10,5% bewegt. Im ersten Teil des Vortrages konnten die Schüler/innen ihr im Unterricht erworbenes Wissen über Zahlungsbilanzen, Sparverhalten der Deutschen, Inflationsrate sowie Entwicklungen des Welthandels vertiefen und erweitern. Dr. Hirsch veranschaulichte mit Hilfe zahlreicher aktueller und lebensnaher Beispiele außenwirtschaftliche Entwicklungen. 
Nachdem die ersten 90 Minuten wie im Fluge vergingen, thematisierte der Bundesbankvertreter im zweiten Teil seines Vortrages vor allem das Zustandekommen von Wechselkursen am Beispiel des Euros und Dollars. Dabei erklärte er, wie sich Entscheidungen der FED (Amerikanischen Zentralbank) sowie der EZB (Europäische Zentralbank), aber auch politische Entscheidungen auswirken und die Anleger beeinflussen. 
Die Reaktion der Zuhörerinnen und Zuhörer zeigte, dass Dr. Hirsch es geschafft hat, die doch komplexen Sachverhalte der Geldpolitik anschaulich und verständlich zu erklären.